In alt bewährter Manier, ist man versucht zu sagen, verlief das vergangene Witterungsjahr: meist zu sonnig, eher zu feucht und wieder einmal deutlich wärmer als es den Mittelwerten nach zu erwarten gewesen wäre.
Wir beginnen unsere „Reise“ in Zenting-Daxstein und weiten dann die Sicht auf den südlichen Bayerischen Wald und das Donauumfeld aus. Die erste Jahreshälfte bestach durch einen enormen Wärmeüberschuss mit seinem Gipfel im April (Abw. + 5,5 K!), Juli, August und Dezember waren nur wenig zu mild, die drei Herbstmonate sogar deutlich zu kühl. Beim Niederschlag bedeuten die 1718 mm Jahressumme das elft-feuchteste Jahr seit 1876 – zuletzt 2002 war es nasser. Trotz der Wärme gab es an 69 Tagen Schnee oder Schneeregen, 21 Tage brachten Graupelniederschlag, an 4 Tagen fiel Hagel. Nebel trat an 107 Tagen auf, die Zahl der Gewittertage war mit 33 vollkommen im normalen Bereich. Trotz der hohen Wintertemperaturen lag an 100 Tagen eine geschlossene Schneedecke (normal 119), was vor allem dem schneereichen November zu verdanken war, da er praktisch den Vorrat für den Dezember angespart hatte. Daraus resultiert auch eine im Normbereich liegende Neuschneesumme von 331 cm. Zu kurz kam 2007 die Alpensicht mit nur 21 solcher Tage, 2008 scheint da generöser zu sein.
Die Jahresmitteltemperatur in unserem Raum schwankte zwischen 6,0°C in Haidmühle und 9,6°C in Metten, was jeweils etwa 1,5 bis 2 K wärmer als im Mittel 1961 bis 1990 ist:
Haidmühle | 6,0°C |
Klingenbrunn/Bahnhof | 6,9 |
Zwiesel | 8,0 |
Daxstein | 8,1 |
Grainet-Rehberg | 8,6 |
Entschenreuth | 8,9 |
Metten | 9,6 |
Die Sonne leistete deutliche Überstunden und schien 1776 bis 1891 Stunden vom Himmel (Entschenreuth und Metten je 109 % vom 30-jährigen Mittel):
Zwiesel | 1776 Std. |
Grainet-Rehberg | 1786 |
Haidmühle | 1799 |
Metten | 1821 |
Entschenreuth | 1891 |
Auch beim Niederschlag gab es nur Überschüsse, die von lediglich 103 % in Metten bis zu 126 % in Daxstein reichten:
Passau | 973 mm |
Metten | 999 |
Regen | 1090 |
Schöllnach | 1160 |
Schönberg/Ndb. | 1194 |
Grainet-Rehberg | 1219 |
Unterfrohnstetten | 1245 |
Tittling | 1280 |
Schöfweg | 1282 |
| [Wert zweifelhaft!] |
Entschenreuth | 1321 |
Klingenbrunn/Bhf. | 1327 |
Bodenmais | 1393 |
Haidmühle | 1473 |
Spiegelau-Althütte | 1476 |
Zwieslerwaldhaus | 1511 |
Klafferstrass | 1522 |
Daxstein | 1718 |
Die größte Tagesmenge wurde in Lackenhäuser-Klafferstrass am 5. Juli mit 74,2 mm gemessen. Den nassesten November ihrer Beobachtungsgeschichte hatten Klafferstrass (224 mm), Tittling (236 mm), Unterfrohnstetten (193 mm), Althütte (223 mm) und Daxstein (305 mm).
In den folgenden Grafiken werden die monatlichen Niederschlagsmengen von einigen der oben angeführten Stationen gezeigt; dabei fällt auf, wie oft 2007 gegensätzliche Monate einander oft schroff abwechselten, so dass weder große Trockenschäden noch Überschwemmungen auftraten:
Die Zahl der Tage mit Schneedecke war in den tiefen Lagen an der Donau nur gering: 16 Tage in Passau und 21 in Metten. Sie nahm kontinuierlich zu, erreichte in Lagen von 300 bis 500 m 31 (Unterfrohnstetten) bis 56 Tage (Entschenreuth) und stieg in den höheren Lagen auf 68 (Grainet) bis über 100 Tage (Klingenbrunn/Bahnhof 103 und Finsterau 117). Die Neuschneesummen begannen bei 47 cm in Metten und steigerten sich über 184 cm in Grainet (218 cm in Zwieslerwaldhaus) bis auf 272 cm in Althütte und maximal 331 cm in Daxstein.
In München überschritt die Sonnenscheindauer im 11. Jahr hintereinander den 30-jährigen Mittelwert (2007 1988 Stunden). Eine deutliche Zunahme der Sonnenscheindauer scheint ein Hauptkennzeichen der Klimaveränderung im Süden Deutschlands zu sein. Deshalb hier die entsprechende Grafik von München:
Die sonnigsten Gebiete Deutschlands lagen im Süden und Südwesten: Hohentwiel 2154, Memmingen 2139, Holzkirchen 2115, Landsberg/Lech 2039 Stunden.
Aber auch in Österreich wurden wieder sehr hohe Jahressummen gemessen: Wien/Hohe Warte 2203 und Klagenfurt 2346 Stunden.
Der Norden Deutschlands war diesmal sehr benachteiligt, wie das Beispiel Hamburgs zeigt, hier gab es nur 1534 Stunden Sonne und die 2000er-Marke ist bislang nur in einem einzigen Jahr (1947) übersprungen worden:
Die Jahresmittel der Temperatur waren deutlich übernormal und erreichten meist keine Rekordwerte. Karlsruhe etwa hatte 11,9°C, im Rekordjahr 2000 aber 12,2°C, Stuttgart/Neckartal heuer 12,1, dagegen 1994/2000 12,5°C. Lediglich in Aachen und in Hamburg wurden die alten Rekorde eingestellt bzw. in Hamburg sogar überboten. Deshalb nun die entsprechenden Grafiken:
Punktuell an einigen Stationen im Norden Deutschlands wurden alte Jahres-Niederschlagsrekorde gebrochen, so etwa in Hamburg (1072 mm – deshalb wurde die Temperaturgrafik mit der des Niederschlags kombiniert) oder in Braunlage im Harz (2022 mm) bzw. sehr markant auf dem Brocken (2713 mm, ab 1895), wie die folgende Grafik zeigt:
Aber auch Berlin erlebte mit 907 mm sein nassestes Jahr seit Beginn der RR-Messung (1945 fehlt):
Ebenso hatte auch Frankfurt/Oder die höchste Niederschlagsmenge seit mindestens 1848: 783 mm (bisher am meisten 1987 mit 762 und gleich dahinter 1939 mit 761 mm). Gleiches gilt für die burgenländische Hauptstadt Eisenstadt mit 959 mm. In der Provence und an der Côte d’Azur hingegen stöhnte man unter einer seltenen Dürreperiode: Nizza maß lediglich 318 mm, so wenig wie noch nie seit mindestens 1884. Noch schlimmer Marseille/Observatoire: 248 mm (bisher 1989 am wenigsten mit 262 mm; Reihe ab 1851) oder Cassis mit 288 mm.
Wolfgang Webersinke, Januar/Februar 2008