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Der eisige November des Jahres 1 8 5 8 Vor 150 Jahren ereignete sich in Mitteleuropa ein extrem eiskalter November, der in vielen langen Klimareihen bis heute unerreicht ist. Für München möchte ich einen kurzen Witterungsrückblick auf jenen denkwürdigen Monat geben. Schon am 29. und 30.10. werden für weite Teile Süddeutschlands Frost und starke Schneefälle gemeldet und am Monatsletzten herrscht von der Ostsee bis zum Bodensee tiefster Winter (Temperaturmaximum an diesem Tag in München + 1,2°C). Auch am 1. und 2.11. gibt es tagsüber noch leichtes Tauwetter. In der Nacht zum 3. sinkt die Temperatur unter 0 Grad und bleibt bis zum 7. im Dauerfrostbereich; dazu gehen kräftige Schneefälle nieder (allein am 5. 11,3 mm, was bei – 3 bis – 6 Grad weit über 15 cm Neuschnee bedeutet haben muss). Am 7. kommen die Temperaturen noch einmal über 0 Grad hinaus. Vom 9. an kommt es zu einer dramatischen Frostverschärfung, die Kälte erreicht vom 10. bis 13. ein für die Jahreszeit ungeahntes Ausmaß: Minimum am 10. -18,5° (um 21 Uhr), am 11. -19,0°, am 12. -17,4° und am 13. erneut – 19,0°C. Am 14. kommt es wieder zu leichtem Tauwetter (Maximum + 1,2°), danach für zwei Tage wieder Dauerfrost. Anschließend greift stärkere Milderung von Südwesten her durch: 18. + 8,2 und 19. + 8,5°C als Maximum. Aber schon am Abend desselben Tages wird es wieder kalt mit Schneefällen. 20. bis 25. sind erneut Eistage. Hernach wird die Kälte dauerhaft ausgeräumt und wohl am 29. ist die geschlossene Schneedecke verschwunden. Der Monat bringt es auf eine Mitteltemperatur von – 3,3°C, bei 27 Frost- und 17 Eistagen und einer Kältesumme von – 123,9°C.An keinem einzigen Novembertag ist die Temperatur über 10°C gestiegen! Es folgt die Temperaturgrafik von München-Sternwarte Bogenhausen:
Im Vergleich mit dem Hohenpeißenberg zeigt es sich, dass vom 10. bis 13.11.1858 eine extreme Temperaturinversiongeherrscht haben muss: am 13. um 7 Uhr meldet München – 19,0°C, der Hohenpeißenberg aber + 5,8°C! Nachfolgend die Mitteltemperaturen und die jeweiligen 7-Uhr-Temperaturender beiden Orte im Vergleich:
Ich habe weiter untersucht, wie sich dieser Monat an anderen Stationen „verewigt“ hat. Folgende Mitteltemperaturen (Auswahl) gab es damals: Ort | Mitteltemp. | Kleve | 0,6°C | Münster | 0,6 | Heilbronn | 0,4 | Gütersloh | 0,0 | Hannover | 0,0 | Stuttgart-Schnarrenberg | -0,2 | Karlsruhe | -0,5 | Hohenheim | -0,8 | Bremen | -1,0 | Frankfurt am Main | -1,0 | Wien/Hohe Warte | -1,1 | Salzburg | -1,2 | Halle/Saale | -1,4 | Innsbruck | -1,4 | Graz | -1,6 | Linz | -2,7 | Jena/Sternwarte | -2,8 | Erfurt | -4,2 | Bayreuth | -4,2 | Während für München 28 Tage mit geschlossener Schneedecke (mit dem 30. und 31.10. waren es sogar 30 Tage zusammenhängend!) anzunehmen sind (tatsächliche Beobachtungen dieses Element wurden aber bis 1886 nicht angestellt), waren es in Basel beispielsweise „nur“ 10 Tage (4., 6. bis 14.11.). In Friedrichshafen lagen am 5. und 6.11. 15 cm Schnee. Die Zahl der Frost- und Eistage war beachtlich: Heilbronn 22 bzw. 12, Frankfurt am Main 23 und 7 und in Jena 27 Frost- und 16 Eistage. Während es in München beim ersten Kälteeinbruch die tiefsten Temperaturwerte gab, sank die Temperatur im mittleren und östlichen Deutschland am 23.11. sehr tief ab, oft waren es die absoluten Novemberminima überhaupt: Ort | Minimum am 23.11.1858 | Frankfurt am Main | "-14,6°C | Wiesbaden | "-18,8 | Bayreuth | "-19,4 | Erfurt | "-19,7 | Weimar | "-22,5 | Halle/Saale | "-24,6 | Jena/Sternwarte | "-24,6 | Wolfgang Webersinke, Daxstein, November 2008
Letzte Aktualisierung 15.01.2007 Durch Wolfgang Webersinke
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