Wetterstation Zenting-Daxstein

Das Donauhochwasser vom 15. August 1501

Vor 500 Jahren ereignete sich im Flussgebiet der Donau ein denkwürdiges Hochwasser, das noch einmal kurz beschrieben werden soll. Das noch wesentlich größere Hochwasserereignis vom Juli 1342 ist von Friedel Steinmüller behandelt worden (vgl. MWB vom August 2000, Seite 3 - 6).

Schon im Juli müssen öfter V-b-Lagen geherrscht haben, denn mehrfach ist in den Chroniken von Überschwemmungen der Isar, des Inn, der Salzach, der Oder und der Elbe die Rede (z.B. Fliri, S. 9). Am Stadt- und Kreismuseum in Meißen existiert eine Hochwassermarke von 1501, die oberhalb der Überschwemmung von 1784, aber unter der von 1845 zu finden ist (Glaser/Militzer 1993, S. 2 - 6). Vom 25. bis 29.7. 1501 erlebte Halle eine Saale-Überschwemmung (Nussbaumer, S. 27). Die Böden waren also sicher schon gesättigt, als es zu den großen Regenfällen im August kam.

Die Stadtchronik von Augsburg vermeldet vom 10. bis 14. August 1501 heftige Dauerregen, die zur Ausuferung von Lech und Wertach führen (Glaser 2001, S. 96) und sicher die Ursache für die Hochwasser an der Donau waren. Fünftägige Dauerregen werden wohl Niederschlagsmengen von über 400 mm gebracht haben. Vergleichbares in unserer Zeit hat es wohl nur im Juli 1954 gegeben.

Der viele Regen im Einzugsgebiet von Donau und Inn bescherte Passau eines der größten Hochwasser in den vergangenen 1000 Jahren. [Ein kleiner Stadtplan macht mit den Gegebenheiten in Passau vertraut.] Schon in Regensburg war die Donau außerordentlich hoch (Bay. Landesamt für Wasserwirtschaft). Am 15.8.1501 erreichte der Strom dann in Passau die Rekordhöhe von 12,22 m, der Abfluss lag bei etwa 7500 m³ pro Sekunde. Als Vergleich mag der 10.7.1954 dienen, als die Donau auf 11,70 m und der Inn auf 10,10 m kamen. Beim größten Inn-Hochwasser in Passau (im August 1598) wurden sogar 12,25 m gemessen. Der schlimmste Fall mit größtem Donau- und größtem Inn-Hochwasser ist Passau in seiner langen Geschichte zum Glück bisher erspart geblieben. [Um die Auswirkungen der Hochwasser in Passau zu zeigen, sind zwei Zeitungsausschnitte von 1954 beigegeben (Nürnberger Zeitung vom 10.7.1954 und Passauer Neue Presse vom 13.7.1989).]

Aber auch 1501 waren die Auswirkungen schrecklich genug. Die gesamte Altstadt war meterhoch überschwemmt, nur der Domberg mit St. Stephan ragte aus der Wasserwüste. In Engelhartszell stieg die Donau zwei Meter höher als 1954. Und der Strom wütete volle 10 Tage lang, bis sich die Wasserhöhen wieder normalisierten.

Um die Folgen des Hochwassers eindrücklich wiederzugeben, bringe ich Auszüge aus der Stadtchronik von Passau, die von einem Herrn Schiller bearbeitet wurden (vgl. Glaser/Militzer 1993, S. 2 - 6):

"Unter allen Überschwemmungen zu Passau war aber die vom Jahre 1501 unter Bischof Wiligens Fröschl von Marzoll bei weitem die schrecklichste. Mehrere noch an verschiedenen Stellen der Stadt, z.B. am allgemeinen Krankenhause, am Koller’schen Brauhause, am Waisenhausgarten, am Ortthore, am Hause Nr. 65 im Ort, befindliche Tafeln geben davon Kunde. Am letzteren Hause befindet sich eine Marmortafel mit folgender Inschrift: anno 1501 assumptionis marie [15.8.] ist die wasserguess gangen an mittel des chraitz. Donau und Inn schwollen zu gleicher Zeit zu einer so außerordentlichen Höhe an, daß sie beim heil. Geistspitale zusammenfloßen, und im ganzen Neumarkte die Communikation nur durch Kähne unterhalten werden konnte. Die ganze Stadt bildete eine Insel und war vom festen Lande gänzlich abgeschnitten. (...) Die Überschwemmung dauerte 10 Tage und stieg nach damaliger Berechnung auf 14 Ellen und 1 Fuß über den gewöhnlichen Wasserstand. Den alten Chronisten nach war das angerichtete Unheil furchtbar, Häuser wurden untergraben und stürzten ein, Bäume und Geräte trieben auf den entfesselten Wassern. (...)"


Einsturz der Steinernen Brücke (heute Ludwigsbrücke) in München  am 13. September 1813

Link: Historische Hochwasser

Literatur:

  • Schiller: Historische Hochwasser in Passau bis zum 19. Jahrhundert. Mündliche Mitteilungen, München o.J.
  • R. Glaser, S. Militzer (Hrsg.): Wetter-Witterung-Umwelt. Würzburg 1993.
  • Josef Nussbaumer: Die Gewalt der Natur. Eine Chronik der Naturkatastrophen von 1500 bis heute. Grünbach 1996.
  • Franz Fliri: Naturchronik von Tirol. Innsbruck 1998.
  • Rüdiger Glaser: Klimageschichte Mitteleuropas. Darmstadt 2001

Wolfgang Webersinke, Daxstein, August 2001

 

 

Letzte Aktualisierung 02.11.2002
Durch Wolfgang Webersinke

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