Witterungsberichte der Wetterstation Zenting-Daxstein 2019
Witterungsbericht Januar 2019
für Deutschland, Österreich und die Schweiz
Zunächst soll ein kurzer Überblick über den vergangenen Monat hauptsächlich dem Niederschlag und dem Schnee gewidmet sein. Temperaturmäßig war ja wenig Besonderes vorgekommen.
Im Bayerwald war es praktisch überall zu kalt (Tallagen 6 bis 7 Eistage, in höheren Lagen rasch zunehmend: Waldhäuser 23 Eistage) bei niedrigem Monatshöchstwert (Daxstein + 2,8°C, Waldhäuser + 1,1°C). Die reichlichen Niederschläge fielen ab etwa 700 m oft als Schnee und brachten am 8., 9.1. sowie am 12., 13.1. Starkniederschläge, die fast durchweg als Nassschnee herniedergingen und vor allem in Lagen von 700 bis 1000 m eine nie dagewesene Schneebruchkatastrophe auslösten: unzählige Bäume und Baumwipfel blockierten die Straßen und legten den Verkehr lahm (viele Fichten brachen ab, ebenso Birken und Weiden, teilweise auch Buchen). Daxstein etwa war vom 13.1 nachmittags bis zum 14.1. nachmittags auf dem Straßenweg nicht erreichbar, die Straße nach Simmetsreut wurde gar erst am 16.1. wieder frei gegeben. Ein paar Fotos aus Daxstein vom 13. und 14.1. zeigen die Lage:
Größere und mehr Bilder unter Wintergalerie 2019
Vom 8. auf den 9.1.2019 fielen 40 cm Neuschnee (der größte Neuschneezuwachs in Daxstein im Januar war vom 2. auf den 3.1.1981 mit 46 cm), am 13.1. morgens waren es 25 cm, am 14.1. 10 cm, wobei da auch zeitweise kräftiger (Schnee-)Regen beigemischt war und die Lage verschlimmerte. Insgesamt summierte sich die Neuschneesumme auf 180 cm, was im außerordentlichen Bereich liegt (1995 hatte ich 188 und 1986 160 cm gemessen). Auf der Rusel waren es 1968 155 cm (Klimareihe ab 1953). Beispiellos war allerdings das Jahr 1905 mit folgendem Schneezuwachs auf der Rusel/Forsthaus:
3.1.1905 31 cm
4.1.1905 37
5.1.1905 48
6.1.1905 78
7.1.1905 148 cm!
In zwei Tagen müssen annähernd 100 cm Schnee gefallen sein.
Ähnlich schlimm war es am 4.1.1967, als Schöfweg 45, Rohrstetten 42 und die Rusel 40 cm Neuschneezuwachs maßen (Gesamt 5.1.1967: Schöfweg 142, Rusel 152 und Waldhäuser 200 cm Schnee). Noch höher lag der Schnee am 2.1.1941 (das meiste fiel allerdings schon im Dezember 1940!) mit 210 cm in Waldhäuser und 230 cm in Philippsreut.
Waldhäuser meldete heuer eine Neuschneesumme von 214 cm (1986 waren es 240 und 1981 282 cm) bei einer größten Höhe von 103 cm; Philippsreut maß sogar 240 cm Neuschnee.
Abschließend zeigt eine Grafik, wie unterschiedlich hoch der Schnee lag: in Metten an der Donau konnte man sich die Mengen im Bayerwald gar nicht so recht vorstellen, in Waldkirchen war es schon Einiges mehr und in Lindberg-Buchenau wurden deutlich über 100 cm erreicht:
Zum Schluss noch die markantesten Niederschlagssummen des Januar 2019:
RR-Menge des Januar 2019 | |
| | Max. Schneehöhe |
Waldhäuser | 159 mm | 103 cm |
Metten | 170 | 26 |
Eging-Rohrbachholz | 173 | |
Klafferstraß | 177 | 78 |
Waldkirchen/DWD | 179 | |
Zwiesel | 180 | 62 |
Lalling | 180 | |
Tittling | 192 | 90 |
Klingenbrunn/Bhf. | 192 | |
Bischofsreut | 196 | 119 |
Daxstein | 197 | 95 |
Unterfrohnstetten | 204 | |
St.Oswald-Riedlhütte | 208 | 107 |
Philippsreut | 216 | 119 |
St. Englmar | 217 | |
Wegscheid | 217 | 72 |
Buchenau | 250 | 110 |
Grafling | 261 | |
Neureichenau-Duschlberg | 312 | 150 |
Die Messstelle in Buchenau hatte aber schon in 7 Jahren im Januar mehr gehabt (maximal 393 mm im Jahr 1976; Beob. seit 1891). Für Metten belegt 2019 den 4. Platz in der seit 1879 lückenlos und unverändert am selben Ort (Benediktinerkloster) gelegenen Beobachtungsstelle (1983 187, 2012 183, 1948 181 mm).
Für München und das Umland war der Januar ebenfalls deutlich zu nass, mit den größten Mengen im südlichen Bereich. Dabei wurden dort auch die bedeutendsten Schneemengen registriert. Zunächst eine Liste mit den Niederschlagsmengen:
RR-Menge des Januar 2019 | |
| | Max. Schneehöhe |
Oberschleißheim | 76 mm | 28 cm |
Altomünster-Maisbrunn | 83 | 19 |
Forstinning-Moos | 86 | 32 |
München-Harthof | 88 | 25 |
München-Neuhausen | 88 | 25 |
Unterschleißheim | 90 | |
Grünwald | 90 | |
München-Giesing | 99 | |
Assling/EBE | 102 | |
Attenkam | 109 | 52 |
Laufzorn | 111 | 58 |
München-Kirchtrudering | 115 | 30 |
Ebersberg | 116 | 50 |
Krailling | 130 | 42 |
Frauenneuharting/EBE | 135 | |
Deisenhofen | 136 | |
Oberpframmern | 158 | 52 |
Starnberg | 159 | 51 |
Geretsried | 188 | 63 |
Holzkirchen | 203 | 82 |
Die Neuschneesumme lag im Stadtbereich meist bei gut 60 cm (Oberschleißheim 58, Kirchtrudering 61 und Harthof 63 cm) und steigerte sich nach Süden hin deutlich:
Ebersberg 89, Attenkam 92, Starnberg 101, Laufzorn 109, Oberpframmern 117, Egling/Isar 140 und Holzkirchen 179 cm.
Nach den Beobachtungen von München-Harthof kam es zweimal zu Wintergewittern: am 2.1. um 16.05 Uhr und am 14.1. um 14.35 und 15.20 Uhr (lauter Donnerschlag), jeweils (klassisch) von Reifgraupeln begleitet. Nebel gab es überhaupt keinen, dafür 9 Tage mit Alpensicht.
Wolfgang Webersinke; Manuskriptabschluss 10.2.2019
Witterungsbericht Februar 2019
für Deutschland, Österreich und die Schweiz
Der letzte Wintermonat verlief, wie oft im größeren Witterungs-Zusammenhang, teilweise gegensätzlich zu seinem Vorgänger 2018: mild, sonnig und zumeist trocken.
Im Bayerischen Wald und an der Donau war es in den Tallagen ein bis eineinhalb K zu mild; Mitteltemperaturen aus diesem Bereich:
Kirchberg 0,0°C
Zwiesel 0,1
Entschenreuth 0,5
Metten 0,9°C
In den Hang- und Hochlagen wirkten sich die vielen Hochdrucklagen temperatursteigernd aus, so dass auf dem Gr. Arber schließlich der Monat 3,8 K zu mild ausfiel; nun diese Mitteltemperaturen:
Lalling 1,3°C
Waldhäuser (940 m) 1,4
Daxstein 1,7
Kringell 1,8
Kinzesberg 2,3
Gr. Arber - 0,6°C
Die Ausnahmestation Haidmühle/Klärwerk hatte – 2,3°C und war somit am kältesten (dort – 22,4°C am 5.2.).
Die Sonne übererfüllte ihr Soll, aber nicht rekordmäßig, meist gab es zwischen 140 und 160 Stunden:
Fürstenzell 124 Std.
Waldhäuser 140
Lalling 143
Grainet 145
Entschenreuth 146
Gr. Arber 149
Haidmühle 151
Zwiesel 156
In Rekordjahren waren es:
Passau 151 Std. (1975)
Haidmühle 192 (1959)
Metten 144 (1975)
(leider Messungen am 1.8.2018 eingestellt)
Regensburg 151 (2003)
Beim Niederschlag stellten sich größere Defizite ein, normal war er nirgends. Minimal wurden 28 mm gemessen (40 %, Büchlberg-Tannöd), maximal 89 mm (72 % in Duschlberg), im Schnitt meist zwischen 35 und 45 mm. Der Große Arber ist nun dauerhaft, wie fast alle Mittelgebirgsgipfel in Deutschland, ohne Niederschlagsmessung – eine Schande. Trotzdem blieb die Schneedecke bis in die Tallagen fast überall den ganzen Monat über bestehen, Ausnahme war nur Röhrnbach, wo ab dem 27. nur mehr Flecken lagen. Allein Passau-Maierhof, direkt an der Donau, zählte nur 11 Schneedeckentage. Maximale Höhen von über 1 m kamen vor in:
Philippsreut 111 cm (4.2.)
Bischofsreut 122 (5.2.)
Duschlberg 155 (4.,5.2.)
Im Großraum München verstärkte sich der Großstadteinfluss enorm wegen der Hochdrucklagen. Die Mitteltemperaturen reichten von 1.1°C im Gut Laufzorn bis zu 4,5°C an der zentrumnahen Theresienstraße (Helene-Weber-Allee 4,0°C). Hauptsächlich weil die Minima außerhalb meist sehr viel tiefer als in Stadt lagen. Im Vergleich von Laufzorn (mittl. Tmin – 4,0°; völlig frei auf einer Waldlichtung gelegen) und München/Stadt (mittl. Tmin – 0,5°C) zeigt sich das nachdrücklich:
Nur am 4.2. war kurz die Stadt um 0,6 K kälter, als nach reichlichem Schneefall die Wolkendecke abends dort schneller aufriss als weiter südlich. Die höchste Spreizung hatte der 6.2. nach klarer Nacht (Laufzorn – 14,4° gegen – 6,6° in der Stadt; sogar die sonst wärmere Theresienstr. maß – 7,2°).
Diesen Winter waren fast alle Schneefälle südlich von München wesentlich ergiebiger als im Norden, so dass auch die tägliche Schneehöhe große Unterschiede aufwies. Ich habe Oberschleißheim (484 m, nördlich der Stadt) und Laufzorn (604 m) ausgewählt:
Während Oberschleißheim nur auf 9 Schneedeckentage kommt, hatte Laufzorn 26; die größte Höhe erreichte im Norden 19, im Süden aber 48 cm. Holzkirchen hatte als Spitzenwert sogar 75 cm zu bieten, Egling/Isar 70 cm.
Die Niederschlagsbilanz insgesamt war wesentlich ausgeglichener, sogar mit leichten Überschüssen: Geretsried 72 mm (109 %) und Oberpframmern 75 mm (127 %), aber auch Holzkirchen 75 und Otterfing 79 mm. Minimal hatte Erdweg 25 mm, Utting am Ammersee 32 mm.
Die Sonne lachte ausgiebig, kam aber nicht an die Maximalwerte heran:
Attenkam 174 Std.
Theresienstr. 170
Stadt/WA 163
Flughafen 150
Weihenstephan 149
2008 erzielte die Stadtstation 184 Stunden, 1998 waren es 168, 2019 steht also hier an dritter Stelle seit Beobachtungsbeginn 1901.
Weiter nach Südwesten wurden dann aber allerdings höhere Sonnenstundensummen als jemals im Februar erzielt: auf dem Flughafen Stuttgart in Echterdingen kamen so 174,3 Stunden zusammen, das ist beinahe eine Stunde mehr als 2008 (173,5), zwar knapp, aber immerhin:
Auch aus der Schweiz und Frankreich werden Rekordwerte gemeldet.
In Frankreich waren es z.B.:
Orléans 162 Std.
Caen 166
Strasbourg 168
Toulouse 189
In der außergewöhnlich hochdruckbestimmten zweiten Monatshälfte wurde dann auch gegen Ende historische Wärmerekorde gebrochen:
Cazaux 26,2°C
Ségonzac/Poitou-Charente 26,1
Carcassonne 25,2
Montauban 25,0
Nîmes-Courbessac 24,6
Cognac 24,4
Châteauroux 24,0
Poitiers 23,4
Pleyber-Christ/Bretagne 22,7
Dijon 21,1
Paris-Orly 20,8
Der landesweite französische Februar-Rekord vom 29.2.1960 wurde jedoch nicht gebrochen (in Saint-Girons mit 31,2°C!).
Auch Deutschland hat viele Wärmerekorde aufgestellt, ich liste nur die wichtigsten auf. An vielen Stationen mit nicht so langen Reihen gab es zahlreiche neue Höchstwerte für Februar, vor allem in Mittelgebirgslagen:
Februarhöchstwerte in °C am 27. (26.2.) 2019 |
Ort | Wert | Beob.beginn |
Essen | 19,5°C | 1903 |
Feldberg/Schwarzw. | 16,7 | 1921 |
Frankfurt/Main-Westend | 19,3 | 1851 |
Gardelegen | 18,2 | 1871 |
ex aequo mit dem | | 29.02.1912 |
Geisenheim | 19,8 | 1884 |
Gießen | 19,1 | 1881 |
Lingen | 20,4 | 1881 |
Norderney | 15,3 | 1897 |
Plauen | 17,8 | 1871 |
Regensburg | 18,6 | 1879 |
Schleswig | 15,5 | 1887 |
Trier-Zewen | 21,4 | 1907 |
Wasserkuppe | 16,6 | 1923 |
Im Raum Halle-Leipzig war es – auf Deutschland bezogen – am trockensten, mit gerade einmal 3 mm Niederschlag. In der Reihe von Halle (ab 1851) gibt es kaum trockenere Februarmonate:
2 mm kam allein 1857 vor, im Jahr darauf 3 mm, diese Doppelreihung war auch 2018 und 2019 (jeweils 3 mm). Es ist bezeichnend, wie wenig Niederschlag in Halle fällt, der feuchteste Februar kommt gerade auf 92 mm im Jahr 1946.
Im Rückblick auf das Jahr 1869 begegnet uns ebenfalls ein sehr milder Februar: die Bogenhauser Sternwarte bei München errechnete eine Mitteltemperatur von 5,2°C und nur 14 Frosttage bei einer Niederschlagsmenge von 17 mm; an drei Tagen fiel Schnee oder Schneeregen. 8 Tage hatten heiteren Charakter. Die Wetterkarte vom 1.2.1869 vermittelt gut den Eindruck einer milden Südwestströmung mit einem Hoch über Italien:
Am Abend des 9.2. gab es von 20 bis 21 Uhr in München einen Gewittersturm in einer straffen Westströmung.
An der k. k. Centralanstalt an der Wiener Favoritenstraße kam die Mitteltemperatur auf 5,6°C bei 5 Frosttagen. Gegen Mitternacht vom 14. auf den 15.2. herrschte mit 108 km/h die höchste Windstärke des Monats. Am Genfer Observatorium ergaben sich 5,9°C und 6 Frosttage, am 12.2. stieg die Temperatur bis auf 18°C. In Paris wurde nur ein einziger Frosttag registriert.
Vor 90 Jahren 1929 herrschte die komplett gegenteilige Witterung: Am Rande eines blockierenden skandinavischen Hochs floss extrem kalte sibirische Luft westwärts und bescherte uns eine beispiellose Kälte. In München lag der Schnee am 11. und 12.2. 34 cm hoch. Nachdem schon vorher in 4 Nächten die -20-Grad-Marke unterschritten wurde (damalige Hauptmessstelle war der Botanische Garten in Nymphenburg), war ab dem 10.2. kaum mehr eine Wolke am Himmel. Am 11. morgens maß man – 26°, ebenso am Termin III um 21.14 Uhr. Bis zum 12. ging das Thermometer dann bis auf – 31,6°C herunter, der tiefste je in München gemessene Wert. Das Versuchsfeld an der Max-Joseph-Brücke kam auf – 29, das Oberwiesenfeld auf – 31,1°, die Zentralstation an der Gabelsbergerstraße auf – 23,1°C. Im Botanischen Garten belief sich die Mitteltemperatur der 5 Tage vom 11. – 15.2.1929 auf – 20,9°C (der 11. mit – 23,7 und der 12. mit – 23,6°C als kälteste).
Weitere Minima des 12.2.1929:
Finsing b. Markt Schwaben - 32,2°C
Hof - 32,3 (11.)
St. Ottilien - 33,3
Pfaffenhofen - 34,9
Hüll b. Wolnzach - 37,8 (bundesweit tiefste je gemessene Temp. Im Flachland)
Auf dem Hohenpeißenberg wurden am 11.2.1929 – 29,1°C erreicht, so tief ist dort die Temperatur nie vorher und nachher gesunken (ab 1781).
Die Wetterkarte des 11.2.1929 der Seewarte schließt meinen Artikel ab:
Wolfgang Webersinke, Manuskriptabschluss: 9.3.2019
Witterungsbericht März 2019
für Deutschland, Österreich und die Schweiz
Der vergangene März bot wieder reichlich interessante Wetterlagen mit kritischen Auswirkungen, besonders im Bayerwald, im Alpenvorland war es vor allem der starke Wind in der ersten Monatshälfte, der auffällig war.
Dieses Mal zeigte sich vor allem beim Niederschlag eine sehr konträre Bilanz zwischen Oberbayern und dem Bayerischen Wald. In dem ostbayerischen Mittelgebirge fielen in der ersten Monatshälfte deutlich übernormale Niederschlagsmengen. Überall wurde das Soll, oft deutlich, überschritten. Unter 100 mm blieben nur der nördliche Teil (insbesondere das Regental) sowie Gebiete unmittelbar an der Donau:
Viechtach 75 mm
Bogen 76
Teisnach 76
Passau 77
Regen 79
Zell-Mattenzell 83
Metten 93
Der Hintere Wald (eigentlich Böhmerwald) war zwar auch zu feucht, aber nicht besonders stark (Waldhäuser nur 132, Buchenau 158, Philippsreut 165, Finsterau 171,5, etwas mehr Haidmühle 183 mm). Über 200 mm kommen nur im Bereich des Lallinger Winkels, des Sonnenwalds bis hinüber nach Saldenburg und um Duschlberg/Nähe Dreisessel vor:
Entschenreuth 210 mm 188 %
Duschlberg 214 162
Schöfweg 217 203
Daxstein 222 166
Einen gewichtigen Anteil daran hatte der starke Dauerregen am 15. März.
So sah die Regengrafik von Entschenreuth bis zum 16.3. morgens aus (Landesamt für Umwelt Bayern):
In der folgenden Übersicht zeige ich Tageswerte vom 15.3. in Zusammenhang mit früheren großen Märztagesmengen (als „Anhängsel“ noch die beiden größten Tagesmengen aus dem Schwarzwald):
Starkniederschläge 15.3.2019 |
Ort | RR-Wert | Rekord bis dahin | Tag | Beob. ab |
Schöfweg | 91,0 mm | 74,0 mm | 20.03.2002 | 1921 |
Entschenreuth | 79,1 | 77,4 | 20.03.2002 | 1951 |
Daxstein | 74,6 | 103,7 | 30.03.2000 | 1895 |
| | 79,1 | 20.03.2002 | |
Grafling | 70,8 | 69,8 | 20.03.2002 | 1926 |
Schönberg/Ndb. | 64,2 | 66,0 | 31.03.1943 | 1904 |
| | 65,2 | 30.03.2000 | |
Lalling | 61,5 | 81,4 | 30.03.2000 | 1913 |
| | 71,3 | 20.02.2002 | |
Waldkirchen/DWD | 59,7 | 53,6 | 20.02.2002 | 1921 |
Finsterau | 58,7 | 71,6 | 20.03.2002 | 1909 |
| | 87 | unbekannt | |
Tittling | 53,1 | 75,5 | 20.03.2002 | 1917 |
Klafferstrass | 55,6 | 46,8 | 30.03.2000 | 1931 |
Sonnen | 53,3 | 59,6 | 20.03.2002 | 1912 |
Duschlberg | 55,2 | keine Werte verfügbar | | 1922 |
Baiersbronn-Mitteltal | 89,2 | | | |
Baiersbronn-Ruhestein | 85,6 | | | |
Und so wirkt die Grafik der 24-Stunden-Niederschläge aus der Perspektive der bearbeiteten DWD-Karte aus dem Kachelmannwetter:
Die in der Tabelle fett-rot markierten Mengen sind Höchstwerte für März seit Beobachtungsbeginn. Die knapp 104 mm in Daxstein am 30.3.2000 sind einer extremen Südstaulage zu verdanken, die sich in einem katastrophalen Schneefall im Daxsteiner Trichter äußerte (90 cm Neuschneezuwachs innert 24 Stunden).
Im Übrigen gab es in diesem März öfter sehr kräftige Staulagen, die dazu führten, dass im nur 5 km Luftlinie entfernten Taiding (bei Schöllnach) mit 104 mm Monatsmenge extrem viel weniger als in Daxstein gemessen wurde. Eine Schneedecke lag an der Donau nur an einem Tag (Metten am 1. 4 cm), in höheren Lagen immer länger (Grainet 10, Sonnen 14, St. Englmar und Daxstein 18, Finsterau 29 und Philippsreut sowie Waldhäuser 31 Tage).
Im Großraum München hingegen war es mit Mengen von 30 bis 65 mm überall zu trocken.
Dafür wehte oft ein starker oder sogar stürmischer Wind (München-Harthof stark an 16 Tagen). Die Alpen waren von München aus an 17 Tagen zu sehen. Eine Schneedecke lag an einigen Orten am 12. (Oberpframmern 4 cm). Nur Holzkirchen hatte wegen der hohen Februardecke noch 4 solcher Tage.
Vor 100 Jahren kam es in Oberbayern Ende März/Anfang April 1919 zu einem großen Nassschneefall-Ereignis:
In München ging am 30.3. nach Mitternacht der Regen in Schnee über (30. morgens 8 cm Schneedecke) und hielt bis zum frühen Morgen des 31. an, Schneedecke dann 27 cm (Hohenpeißenberg bereits 55 cm). Gegen halb fünf am Nachmittag setzte erneut Schneefall ein, der dann unvermindert bis zum Vormittag des 2.4. dauerte. Die Schneehöhen von 7 Uhr an der Gabelsbergerstr. waren:
1.4. 40 cm
2.4. 50 (Fürstenfeldbruck 58 cm)
3.4. 42 (Hohenpeißenberg 68 cm)
4.4. 27
5.4. 15
6.4. 8 cm
Niemals zuvor und danach wurden diese 50 cm in München im April erreicht (die Schneehöhenmessungen begannen in München im Herbst 1886).
Auf der anderen Seite der Erde erlebte die französische Insel La Réunion den heißesten März seiner Geschichte (die mit dieser Reihe 1968 beginnt):
Wolfgang Webersinke
Witterungsbericht April 2019
für Deutschland, Österreich und die Schweiz
Leider konnte für den April aus zeitmangel kein Bericht erstellt werden!
Witterungsbericht Mai 2019
für Deutschland, Österreich und die Schweiz
Es geht also doch noch: der Mai 2019 war deutlich untertemperiert, sonnenscheinarm und teilweise zu nass.
Im Bayerischen Wald lagen die Mitteltemperaturen 2,5 bis nahe 3 K unter dem Mittel von 1981 bis 2010 und damit war es (wie auch in Südbayern) der kälteste Mai seit 1991. In den Tallagen wurden bis über 11°C erreicht (Metten 11,6, Lalling 11,2), in den Hochlagen ging es unter 8°: Haidmühle 7,5 und Gr. Arber 4,2°C. Generell war der heurige Mai 6 K kälter als der des Vorjahres! Die Regel, dass die Extreme gern in zwei aufeinanderfolgenden Jahren auftreten, war mal wieder nicht von der Hand zu weisen; ein solcher Sprung war seit 1891 (Reihe Daxstein) noch nie vorgekommen. Allein Metten schaffte am 19.5. einen Sommertag (25,4°C), sonst nirgendwo einer. Dafür hier und da Frosttage (Haidmühle bis zu 12, Gr. Arber 11, davon 3 Eistage, Waldhäuser 5, dort 1979 sogar 8, Zwiesel 8 Tage). Hanglagen wie Lalling oder Daxstein schrammten am Frost vorbei, so dass es zu keinen Vegetationsschäden kam (die vielen umgestürzten Bäume durch den Schneebruch im Januar reichen da – immer noch kann man nicht überall im Wald durch!). Die Sonne blieb Mangelware und schien nur 113 (Gr. Arber, Haidmühle 120 Std.) bis 161 Stunden (Fürstenzell). 2010 war viel sonnenscheinärmer: Haidmühle 78 Std. beispielsweise. Beim Niederschlag blieb die Spanne relativ gering, wirklich zu trocken war es nirgends (Miltach 76, Regen 83, Bogen 87 mm), Werte über 150 mm auch nichts Sensationelles: Unterfrohnstetten 156, Wegscheid 169 und Duschlberg 178 mm. Maximaler Tagesniederschlag 42,0 mm am 21.5. in St. Englmar. In Daxstein ereignete sich am 4. mittags ein gut 20-minütiges Hagelgewitter mit Schlossen von 1,5 cm Durchmesser, die man in Häufchen noch am Abend finden konnte (und am Morgen darauf fielen ein paar Schneeflocken als letzter Wintergruß). Gewitter gab es nur wenige, auch das das glatte Gegenteil zum Vorjahr, wo es an 17 Tagen blitzte und donnerte.
Im Großraum München auch gut 2,5 K unternormale Maitemperaturen (München/Theresienstr. 11,9°C, Stadt 11,5 und Holzkirchen 9,5°C). Sommertage ebenfalls Fehlanzeige, das gab es zuletzt 1991, vorher allerdings viel häufiger. Zumeist trat ein Frosttag auf (der 7., in Weihenstephan – 1,6°C). Die Sonne erfüllte ihr Soll ebenfalls nicht, aber nicht so defizitär wie im Bayerwald: Weihenstephan immerhin 176 Stunden. Interessanter aber der Niederschlag! Der 20. Mai brachte gerade an meiner Schule im Harthof ein besonderes Spektakel: nach einigem Regen am Morgen entlud sich um 8.20 Uhr ein solcher Donnerschlag, dass einem Hören und Sehen verging; ich hatte wenigstens den Blitz noch gesehen, meine 7ac, die mit mir Französisch hatte, nicht und erschrak daher gewaltig. Zugleich ging ein Wolkenbruch von besonderer Stärke hernieder, der in einen anhaltenden Dauerregen mündete. Am nächsten Morgen konnte ich 102,1 mm Regen messen. Mengen über 100 mm sind in München eine Seltenheit. Deshalb eine kleine Übersicht über die wenigen Tage seit 1842, die so etwas zustande brachten:
| 13.9.1899 |
Stadt/Gabelsbergerstr. | 111,5 |
Sternwarte | 125,3 |
| 29.05.1940 | 30.05.1940 |
Unterföhring | 52,8 | 151,8 |
Ebersberg | 56,2 | 158,3 |
Schleißheim | 47,7 | 109,0 |
Oberföhring | 88,1 | 86,3 |
Forstinning | 42,3 | 156,7 |
Fürstenried | 120,0 | 138,3 |
Berg am Laim | 108,0 | 156,0 |
Riem | 75,5 | 128,5 |
Deisenhofen | 83,4 | 130,4 |
Krailling | 130,3 | 152,7 |
Pasing | 100,6 | 147,8 |
Nymphenburg | 82,1 | 155,2 |
Stadt/St. Bonifaz | 90,0 | 149,6 |
Sternwarte | 89,8 | 151,2 |
| 07.08.1978 |
Stadt/Bavariaring | 101,6 |
Unterföhring | 100,6 |
| |
| 17.06.1979 |
Nymphenburg | 101,7 |
Sauerlach | 100,2 |
Nur 1940 konnte sogar zum Teil zwei Tage Ende Mai mit Mengen über 100 mm vorweisen, aber nur im Süden/Südosten der Stadt. Nach 1940 ist das nun der zweite Mai, in dem über 100 mm Regen in 24 Stunden niedergingen.
Auf dem Hohenpeißenberg mit seiner langen RR-Reihe ab 1781 fielen am 20.5.2019 104,3 mm – nur wenige Maitage brachten da mehr oder ähnlich viel:
Hohenpeißenberg |
8.6.1859 | 96,4 |
29.05.1940 | 97,7 |
17.06.1979 | 116,8 |
21.05.1999 | 138,5 |
Weitere große Tagesmengen folgen in dieser Tabelle:
Ort | 20.05.2019 | höherer Maiwert |
Jachenau-Tannern | 135,4 mm | 165,7 | 30.05.1940 |
Buchenberg | 131,3 | | |
Oberstdorf-Rohrmoos | 114,6 | | |
Balderschwang | 112,4 | | |
Mummelsee | 109,2 | | |
Ebersberg | 108,3 | 158,3 | 30.05.1940 |
Bad Bayersoien | 106,5 | 155,3 | 21.05.1999 |
Oberreute | 105,6 | 141,6 | 21.05.1999 |
Weiler-Simmerberg | 105,6 | | |
Sigmarszell-Zeisertsweiler | 103,8 | | |
Kochel-Einsiedl | 102,5 | | |
München-Harthof | 102,1 | | |
Geretsried | 101,4 | | |
Lindenberg/Allgäu | 99,6 | | |
Aschau-Stein | 98,6 | 107,2 | 21.05.1999 |
Frauenneuharting | 98,0 | | |
Egling/Isar | 98,0 | | |
Spitzingsee | 96,4 | | |
Oberstaufen-Thalkirchdorf | 96,3 | 136,3 | 21.05.1999 |
Bad Lippspringe | 79,8 | | |
Für Bad Lippspringe ist es der höchste Maiwert innert 24 Stunden seit mindestens 1931.
Die feuchteren Gebiete nach den Monatssummen in und um München:
Maisummen 2019 des RR |
Geretsried | 272 mm |
Otterfing | 263 |
Holzkirchen | 262 |
Osterseeon | 248 |
Egling | 242 |
Assling | 240 |
Ebersberg | 237 |
Attenkam | 230 |
Oberpframmern | 226 |
Obersöchering | 223 |
Starnberg | 219 |
Frauenneuharting | 219 |
München-Harthof | 213 |
Wasserburg | 206 |
Eberfing | 206 |
Aying | 204 |
Schäftlarn | 204 |
Laufzorn | 203 |
Es gab aber auch trockene Regionen in Norddeutschland, so etwa fielen in Lingen nur 15 mm, der absolute Trockenrekord datiert auf 1880 und 1989 mit jeweils nur 9 mm Monatsniederschlag.
Im Pariser Raum regnete es am 10.5.2019 sehr viel, so dass am Flughafen in Orly mit 56,4 mm die höchste Mai-Tagesmenge seit Stationseröffnung 1921 gemessen wurde (bisher 42,4 mm am 30.5.2016); auch hier ein paar Werte dazu:
Toussus-le-Noble | 49,4 mm |
Champigny-sur-Marne | 51,7 |
Bonneuil-sur-Marne | 63,5 |
Abschließend die Niederschlagskarte von météociel dazu:
Sehr bemerkenswert gestaltete sich die Schneelage in den Alpen, und da vor allem in den mittleren und hohen Lagen: die meisten Niederschläge fielen dort auch im Mai als Schnee und verstärkten die ohnehin schon hohen Schneedecken des Winters.
Auf der Zugspitze maß man (wenigstens das wird dem streng durchgehaltenen automatischen Regime zuwiderlaufend von Menschen auf dem Zugspitzplatt abgelesen!) am 30.5.2019 645 cm. Nur 1965 lag hier noch mehr Schnee: am 12.5.1965 740, am 1. und 12.6. 1965 noch einmal 670 cm!
Am 6.5. morgens lagen in den Bayerischen Alpen folgende Schneedecken:
Zugspitze (2250 m) 408, Osterfelder 238, Nebelhorn 205, Reiteralpe 190, Brauneck 177, Kampenwand 110, Fellhorn 91, Tegelberg 73, Krün 16, Mittenwald 15 cm.
Zur Illustration eine Schneeinformation aus den bayerischen Alpen:
Eine eindrucksvolle Schneeverlaufsgrafik vom Säntis:
Der Schneedeckenverlauf am Pitztaler Gletscher in Tirol:
Und von Hochfilzen:
Man sieht, wie heuer z.T. langjährige Extremwerte übertroffen wurden. Bern hatte am 6.5. 4 cm aufzuweisen, so viel wie noch nie im Mai seit 1897. Wolfgang Webersinke, Juni 2019